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Ist Honig gesünder als Zucker: Alle erstaunlichen Fakten

Honig wird oft als die natürliche und gesündere Alternative zu herkömmlichem Haushaltszucker angesehen. Doch, stimmt das wirklich?
In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe von Honig und analysieren, wie sich sein Zucker zusammensetzt. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es im Vergleich zu Haushaltszucker?
Zudem stellt sich die Frage, ob die in Honig enthaltenen Mineralstoffe und Enzyme tatsächlich gesundheitliche Vorteile bieten – und wenn ja, in welchem Maß.
Inhaltsverzeichnis
Die Inhaltsstoffe von Honig und seine Zuckerzusammensetzung
Honig gilt als ein Naturprodukt, das vor allem zum Süßen von Speisen und Lebensmitteln verwendet wird. Geschmacklich gilt er als eher mild und weist fruchtige, blumige sowie malzige Noten auf. 1
Es gibt hunderte verschiedene Honigarten, die sich hauptsächlich anhand ihrer botanischen Herkunft unterscheiden. 1
Der Honig entsteht, indem Bienen Nektar und Enzyme aus Blüten sammeln. Anschließend werden diese Stoffe durch den Speichel der Bienen in Glucose und Fructose zerlegt und danach in einer Honigwabe gelagert. Dort verdunstet überschüssiges Wasser, wodurch die klebrige Konsistenz des Honigs entsteht. 1
In seiner Endform besteht Honig hauptsächlich aus Kohlenhydraten (Zucker) und einem gewissen Anteil Wasser. 2 Daneben enthält er allerdings auch geringe Mengen von Proteinen, Vitaminen, Mineralien, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen. 23
Solche Nährstoffe sind in normalem Haushaltszucker nicht enthalten. Doch ist das der einzige Unterschied? Und wie relevant ist dieser?
Die Wirkung von Honig vs. Zucker: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Wie bereits erwähnt, besteht Honig zu einem Großteil aus Zucker. Genau genommen sind es etwa 80 bis 85 % Zucker. 4
Dieser liegt vor allem in Form von Monosacchariden (Einfachzucker in Form von Glucose und Fructose) vor. Das bedeutet, Glucose und Fructose müssen im Körper nicht erst aufgespalten werden, sondern gelangen direkt ins Blut. 2
Haushaltszucker wiederum besteht zu 100 % aus Zucker in Form von Saccharose, also Zweifachzucker. Dieser besteht zwar ebenfalls aus Glucose und Fructose, muss aber erst im Verdauungstrakt aufgespalten werden und gelangt erst anschließend ins Blut. 5
Das bedeutet: Sowohl Honig als auch Haushaltszucker enthalten zu einem Großteil die gleiche Art von Zucker. Der Zucker aus Honig ist allerdings etwas schneller für den Körper verfügbar. 3
Ansonsten werden beide Lebensmittel aber auf gleiche Art und Weise verstoffwechselt.
Denn: Über die Glykolyse wird Zucker immer in sogenannte Pyruvate umgewandelt. Die insgesamte Kalorienzufuhr entscheidet darüber, ob die Pyruvate für die Energiegewinnung, die Fetteinlagerung oder die Produktion von Cholesterin und Ketonkörpern genutzt werden. 6
Somit sollte man sich vor Augen führen, dass es sich bei Honig auch nur um eine Art von Zucker handelt. Damit kann sich ein übermäßiger Verzehr von Honig genauso negativ auf die Gesundheit auswirken wie ein übermäßiger Verzehr von Haushaltszucker.
Doch warum hat Honig einen niedrigeren glykämischen Index als normaler Zucker?
Das liegt daran, dass Honig im Verhältnis mehr Fructose als Glucose enthält. 3 Fructose wird dabei vor allem durch die Leber verstoffwechselt, was sich weniger stark auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. 37
Gesunde Personen müssen sich allerdings wenig Sorgen um ihren Blutzuckerspiegel machen, da sich dieser über den Tag hinweg im Normalfall gut reguliert. 8 Laut DGE und EFSA müssen Gesunde deshalb auch kein Augenmerk auf den glykämischen Index von Lebensmitteln haben. 910
Wie bereits beschrieben, besteht Honig zudem grundsätzlich nur zu etwa 80 bis 85 % aus Zucker, 4 wodurch dem Körper also pro 100 g per se weniger Zucker zugeführt wird als bei 100 g Haushaltszucker. Dies scheint ernährungsphysiologisch auch der hauptsächliche gesundheitliche Vorteil zu sein, sofern man ihn nur in geringen Mengen konsumiert.
Aber was ist mit den anderen enthaltenen Stoffen in Honig?
Weitere Nährstoffe in Honig: Machen diese Honig zu einem „gesunden" Nahrungsmittel?

Häufig wird angebracht, dass Honig nicht mit Haushaltszucker gleichzusetzen ist, da er noch viele weitere potenziell gesundheitsförderliche Stoffe wie Flavonoide und Polyphenole enthält.
Diese wirken sich laut Studienergebnissen tatsächlich positiv auf unsere Gesundheit aus. 11
Aber die Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe kommen in so geringen Mengen vor, dass sie ernährungsphysiologisch leider keine bedeutsamen Vorteile bieten. 34
Zur Erinnerung: Honig besteht zu etwa 99 % aus Zucker und Wasser. Es entfallen also lediglich rund 1 % auf die angesprochenen weiteren Inhaltsstoffe im Honig. 4
Aufgrund seines spezifischen pH-Wertes besitzt Honig allerdings eine antimikrobielle Wirkung. 12 Diese Wirkung beschränkt sich aber auf die Anwendung auf der Haut. Insbesondere im Rahmen von Wundverbänden kann Honig deshalb die Wundheilung unterstützen. 13
Hierbei ist zu beachten, dass normaler Speisehonig als Hausmittel keinesfalls auf Wunden aufgetragen werden sollte! Da es sich um ein Naturprodukt handelt, kann Speisehonig Keime enthalten. Zur Anwendung bei Wunden gibt es speziell behandelten medizinischen Honig. 14
Auch die enthaltenen Enzyme wie Diastasen sind lediglich an der Spaltung von Kohlenhydraten beteiligt und werden im Verdauungstrakt aufgebrochen. Dadurch verlieren sie ihre Funktion, bevor sie von unserem Körper absorbiert werden, und gelangen damit nicht ins Blut. 15
An dieser Stelle ist festzuhalten, dass es bisher zwar einige mechanistische Studien gibt, die sich mit theoretischen positiven Auswirkungen von Honig auf die Gesundheit beschäftigen. Hochwertige Studien am Menschen gibt es bisher allerdings kaum. 4
Als verzehrtes Lebensmittel bietet Honig nach aktueller Datenlage damit leider kaum einen Mehrwert im Vergleich zu normalem Haushaltszucker.
Sollte man im Rahmen einer gesunden Ernährung also doch besser auf Honig verzichten?
Ist Honig also doch nur eine teure Zuckerfalle? Honig im Rahmen einer gesunden Ernährung

Es lässt sich festhalten, dass Honig im Allgemeinen eine Form von Zucker darstellt. Diesen sollten wir in unserer Ernährung möglichst begrenzen, da er zu einer hohen Kalorienzufuhr beiträgt und die Zahngesundheit negativ beeinflussen kann. Die WHO und DGE empfehlen, den Zuckerkonsum auf etwa 50 g pro Tag zu beschränken. 16
Hierbei sei allerdings erwähnt, dass Zucker nicht per se ungesund ist und nicht als Feind deklariert werden sollte. Erst unsere langfristigen Ernährungsgewohnheiten entscheiden darüber, ob wir uns tendenziell gesund oder ungesund ernähren. 17
Wie bereits beschrieben kann Honig als Ersatz von Zucker in dem Maße sinnvoll sein, da er trotz geringerem Zuckeranteil auf 100 g eine ähnliche Süßkraft aufweist. Letztendlich sollte man aber auch nicht zu viel Honig konsumieren, da er nach aktuellen Daten darüber hinaus keine gesundheitlichen Vorteile mit sich bringt.
Grundsätzlich sollte man darauf achten, eine ausgewogene und vollwertige Ernährung zu verfolgen. Diese besteht aus viel Gemüse und Obst, Ballaststoffen aus Vollkornprodukten, gesunden Fetten sowie ausreichend Proteinen. 18
Sofern man diese Grundlagen berücksichtigt, spricht nichts gegen einen Verzehr von Honig in moderaten Mengen.
Fazit: Ist Honig wirklich gesünder als Zucker?
Honig besteht zu einem großen Teil aus schnell verfügbarem Zucker in Form von Glucose und Fructose. Damit unterscheidet er sich kaum vom normalen Haushaltszucker.
Die weiteren enthaltenen Stoffe wie Mineralien, Enzyme, Proteine, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe sind auch in vielfach angepriesenen und teuer verkauften Honigsorten in so geringen Mengen vorhanden, dass man extrem hohe Mengen konsumieren müsste, um von diesen zu profitieren.
Da der insgesamte Zuckerkonsum in der Ernährung begrenzt werden sollte, um die täglich aufgenommene Kalorienmenge nicht unnötig in die Höhe zu treiben und die Zahngesundheit nicht zu schädigen, ist von einem übermäßigen Konsum von Honig abzuraten.
Honig führt aufgrund des verhältnismäßig höheren Fructoseanteils und seines Wassergehalts zu einem geringeren Blutzuckeranstieg als normaler Haushaltszucker. Dies spielt für die Gesundheit von gesunden Personen allerdings eine untergeordnete Rolle.
Im Endeffekt wird die im Honig enthaltene Fructose und Glucose im Körper gleich verstoffwechselt wie die Fructose und Glucose aus Haushaltszucker, mit der Ausnahme, dass sie im Verdauungstrakt nicht noch mal aufgespalten werden muss.
Es gibt aktuell keine systematischen Studienergebnisse aus Humanstudien, die klare gesundheitliche Vorteile von Honig belegen könnten.
Aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften kann medizinischer Honig (normaler Speisehonig könnte Keime enthalten) gewinnbringend für die Wundheilung, zum Beispiel im Rahmen von Wundverbänden eingesetzt werden.
Im Rahmen einer vollwertigen und ausgewogenen Ernährung können moderate Mengen Honig selbstverständlich integriert werden. Einen besonderen gesundheitlichen Vorteil bringt dies allerdings nicht.
Wissenschaftliche Nachweise
- EUFIC. “Gesundheitliche Vorteile von Honig und sein Nährwert”. Europäisches Informationszentrum für Lebensmittel, 2020. Verfügbar unter: https://www.eufic.org/de/gesund-leben/artikel/gesundheitliche-vorteile-von-honig-und-sein-nahrwert
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