Das Internet ist ein herrlicher (Spiel-)Platz mit unendlichen vielen Ansichten und noch mehr Meinungsverschiedenheiten. Egal ob es um die Frage geht, ob die Erde eine Scheibe ist, oder aber darum, welche Ernährungsform am besten funktioniert - wir finden alles. (!)
Oder man stößt auf Aussagen wie folgende:
”Ich habe mit Low Carb 12 kg abgenommen - Low Carb funktioniert und ist das Beste! Zum Teufel mit den Kohlenhydraten!”.
”Meine Tante Emma hat den Zucker aus ihrer Ernährung gestrichen und in nur 5 Tagen 3 kg abgenommen. Zucker ist das Übel der Moderne und alle Menschen die noch Zucker essen sind Idioten!”.
Ach ja… wem von uns ist es nicht auch schon so ergangen?
Nun, mir zumindest ging es verdammt viele Jahre exakt so und auch ich war lange Zeit nicht im Stande, zwischen Korrelation und Kausalität zu unterscheiden bzw. war nicht in der Lage, den Wald vor lauter Bäumen zu erkennen.
Gleichzeitig ist das Bewusstsein über den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität aber absolut fundamental und bei der Wahrheitssuche (und nach dem was wirklich funktioniert) absolut unabdingbar.
Doch worin unterscheiden sie sich diese beiden Dinge und wo liegt der schmale Grad der sie unterscheidet?
Dieser Beitrag liefert dir die Antwort und ist tatsächlich verdammt wichtig und hat sehr viel mit deinem zukünftigen Leben zu tun. Ich rate dir deshalb, die folgenden Zeilen sehr aufmerksam zu lesen und im besten Falle auch zu verstehen.
Viel Spaß und viele Erkenntnisse Dir dabei.
Inhaltsverzeichnis
Korrelation und Kausalität - Wo liegt der Unterschied?
Eine Kausalität beschreibt die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung und betrifft die Abfolge aufeinander bezogener Ereignisse und deren Zustände.
Ein Ereignis A verursacht ein Ereignis B und das stets replizierbar - Ich betätige eine Klinke und die Tür öffnet sich.
Wieder und wieder.
Die Korrelation (Wechselbeziehung) hingegen, bezeichnet eine Begleiterscheinung, die keine reale Ursache-Wirkungs-Beziehung darstellt, auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein erwecken mag.
Ein Ereignis A tritt zufällig zur gleichen Zeit auf wie ein Ereignis B.
Sprich es scheint offensichtlich einen Zusammenhang zu geben - nur das dieser in Wahrheit nicht existiert.
Man kann zwischen negativen und positiven Korrelationen unterscheiden.
Beispielsweise scheint selten die Sonne wenn es schneit. Diese negative Korrelation beschreibt das Ausbleiben des Sonnenscheins bei Schneefall.
Ereignis B findet also nicht statt, wenn Ereignis A auftritt.
Jedoch ist es häufig warm, wenn die Sonne scheint. Diese positive Korrelation beschreibt das Auftreten von Wärme bei Sonnenschein.
Ereignis A findet demnach statt, wenn Ereignis B auftritt.
Soweit wird der Unterschied zwischen diesen beiden Wörtern klar. Wie sich dieser Zusammenhang genau in der Praxis ergibt und warum es dann doch nicht immer ganz so einfach ist, das schauen wir uns nun als nächsten Punkt an.
Beispiel in der Praxis - Korrelation oder Kausalität?
In der Theorie erscheint all dies zunächst auch absolut logisch und nachvollziehbar, doch die gelebte Realität vieler Menschen schaut oftmals drastisch anders aus…
Leider verschließen wir Menschen oft sogar ganz bewusst die Augen vor der wirklichen Ursache der Ereignisse und tappen lieber weiter im dunsten Nebel, statt den harten Weg der Klarheit und Wahrheitssuche zu bestreiten.
Ich möchte dir deshalb einige Beispiele geben, um die Thematik verständlicher zu machen - und auch um dir zu zeigen, wie kompliziert die Frage nach der wirklichen Kausalität sein kann.
Beispiel Korrelation Muskelaufbau
Hypothese:
Menschen, die regelmäßig ein McFit-Studio aufsuchen, sind nach einer gewissen Zeit fitter, stärker und schlanker. Folglich ist das Besuchen eines McFit-Studios der Weg zu einem fitten Körper.
Korrelation oder Kausalität?
Nun, die Frage ist einfach zu beantworten…
Auch wenn das Besuchen eines McFit-Studios sehr stark mit einem fitten und starken Körper korreliert, so ist doch das regelmäßige Training selbst die wahre Ursache für eine erfolgreiche Body Recomposition.
Im Krafttraining selbst finden wir hier den kausalen Ursprung, sprich die Kausalität.
Dieses kann dabei in jedem beliebigen Fitnessstudio oder auch im Home-Gym stattfinden.
Ok… der war einfach. Nächstes Beispiel.
Korrelation und Kausalität beim Abnehmen
Hypothese:
Menschen, die jegliche Kohlenhydrate aus ihrer Ernährung verbannen, nehmen erfolgreich ab. Das Vermeiden von Zucker und kohlenhydratreichen Lebensmitteln ist somit der beste Weg zum Fettverlust und viele Studien und auch die Praxis hat dies erfolgreich untermauert.
Nun, Korrelation oder Kausalität?
Der kausale Ursprung für eine Gewichts- und somit Fettabnahme ist immer ein sogenanntes Kaloriendefizit, sprich eine negative Energiebilanz.
Es spielt buchstäblich keine Rolle, ob dieses Defizit an Kalorien mit einer kohlenhydratreichen oder kohlenhydratreduzierten Ernährung bewerkstelligt wurde.1
Dies haben große Studien wieder und wieder bewiesen, wie zum Beispiel auch die DIETFITS-Studie von Gardner et al. aus dem Jahr 2020. 2
Dabei spielt es ebenso keine Rolle, welche Art und welche Quelle der Kohlenhydrate man zu sich nimmt und auch keine menschlichen Hormone, wie zum Beispiel das Insulin, sind stärker als dieser physikalische Mechanismus.
Wer folglich glaubt, dass Zucker oder dergleichen alleine dick machen würden, der sieht zwar einige Bäume, aber ganz gewiss nicht den gesamten Wald.
Das Vermeiden von Kohlenhydraten korreliert somit mit einer Gewichtsabnahme, weil es dabei helfen kann, eine negative Energiebilanz zu erzeugen.
Die Kausalität liegt jedoch einzig und alleine im Kaloriendefizit.
Falls du dich für weiteres kritisches Denken und mehr Wissenschaft in der Ernährung interessierst, kann ich dir zudem mein vegan und vegetarisches Kochbuch empfehlen, welches sich ebenfalls ausführlich mit genau dieses Themen auseinandersetzt.
Korrelation vs Kausalität: Fleischkonsum erzeugt Krebs
Jetzt wird es schon ein wenig schwieriger und ich habe ebenso schon über das Thema Milch in Bezug auf die eigene Gesundheit geschrieben. Beim Thema Fleisch ist es ähnlich.
Hypothese:
Fleischkonsum birgt arge gesundheitliche Folgen und macht krank. Immerhin gibt es einige Studien, die herausfanden, dass die Menschen, die am meisten Fleisch konsumieren, ebenso das höchste Risiko für Krebs, Herzerkrankungen und Tod durch alle möglichen Ursachen haben. 34
Was ist es?
Kausalität oder doch eher Korrelation?
Wird uns der Fleischkonsum wirklich frühzeitig umbringen und sieht es mit anderen tierischen Produkten ähnlich aus, wie zum Beispiel Milchprodukte?
Bei der Betrachtung unterschiedlicher Quellen werden viele Fleischgegner schnell ihre Zustimmung aussprechen und behaupten, dass tierische Produkte absolut toxisch auf unseren Organismus reagieren und für die Entstehung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sind.
Doch so einfach ist es leider nicht, obwohl einige Studien einen gewissen Wahrheitsfaktor dieser Theorien bestätigen.5
Nun beginnt die wirkliche Denkarbeit…
Ist all das Kausalität oder doch nur eine Korrelation?
Nun, vermutlich eher eine Korrelation…
Denn es wurde auch gezeigt, dass Fleischkonsumenten häufiger einen erhöhten Alkoholkonsum aufweisen und regelmäßiger Rauchen, einen höheren BMI mitbringen und körperlich inaktiver sind als Vegetarier/Veganer.6
Es ist somit viel wahrscheinlicher, dass all diese schlechten Entscheidungen und Verhaltensweisen über Jahrzehnte die wirkliche Kausalität zu all diesen unerwünschten Krankheiten sind und der Fleischkonsum lediglich mit diesen Krankheiten korreliert!
Solch klare, verallgemeinerte Messages wie die, dass der Fleischkonsum Krebs verursacht, finden sich in vielen Studien, die den negativen Effekt bestimmter Lebensmittel unterstreichen wollen.
Doch dies bedeutet nicht, dass der regelmäßige und womöglich übermäßige Fleischkonsum ungefährlich ist (ich esse selbst seit Jahren kein Fleisch), aber aktuelle wissenschaftliche Studien bestätigen keinen direkten Zusammenhang zwischen einer möglichen Krebserkrankung und dem Fleischkonsum. 7
Die Forschung um die möglichen Effekte des Fleischkonsums wird in den nächsten Jahren sicherlich noch intensiviert, doch zum jetzigen Zeitpunkt sind Aussagen wie „das Essen von Fleisch bringt uns alle ins Grab“ pure Übertreibungen.
Ähnlich verhält sich auch mit einer proteinreichen Ernährung insgesamt oder oberen anderen tierischen Produkte, wie zum Beispiel Milchprodukte oder Eier.
Klarheit im Denken - Gelassenheit im Handeln
Kontext ist das entscheidende Wort, auch um wieder zwischen Kausalität oder Korrelation unterscheiden zu können.
Ohne Kontext und in vereinzelten isolierten Situation haben Studien exemplarisch gezeigt, dass buchstäblich alles, was wir essen, in Verdacht steht, krebserregend zu sein. 8
Ja, Leben ist tatsächlich lebensgefährlich.
Die Verbindung von Ereignis A zu Ereignis B bedarf dennoch einer gründlichen Analyse und diese Analyse sollte von einer vorausgehenden Untersuchung der Plausibilität gelenkt werden.
Die Bestätigung einer Kausalität kann auf zwei Wegen erfolgen:
- Durch objektive Beobachtungen
- Durch Experimente und duplizierbare Ergebnisse
Dazu möchte ich anmerken, dass Experimente die deutlich verlässlichere Quelle sind.
Bei der Durchführung von Experimenten können mögliche Störfaktoren kontrolliert werden und zudem zeigt sich der direkte Einfluss der Variable A auf die Variable B.
Beobachten sind dabei schon deutlich schwieriger, weil eine gewisse Voreingenommenheit oder der Wunsch nach einem bestimmten Resultat nicht ausbleiben kann.
Auch ich bin nicht frei davon.
Niemand ist das...
Dennoch versuche ich für meinen Teil meine Arbeit so objektiv wie nur möglich zu gestalten und du wirst weder auf meinem Blog, noch in meinen Büchern einen Ratschlag von mir erhalten, der einzig und allein auf meiner persönlichen Erfahrung beruht.
Nur weil etwas für mich funktioniert hat, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch für dich funktionieren muss.
Aus diesem Grund zitiere ich auch so viele Studien, während ich gleichzeitig meine persönliche Meinung versuche (so gut wie möglich) hinten anzustellen.
Das ist dann tatsächlich der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Coach.
Und naja…
Ich versuche zumindest ein guter Coach und Autor zu sein.
Ob mir das gelingt, kannst nur du beurteilen…
Fazit - Was ist Korrelation und Kausalität
Gerade in den Nachrichten und in den sozialen Medien begegnen uns immer mehr Korrelationen - ganz besonders auch immer mehr abstruse Korrelation.
Vor allem im Bereich Gesundheit und Fitness scheinen immer wieder Lebensmittel aufzutauchen, die eine bisher unentdeckte Korrelation aufweisen, weil sie bestimmte körperliche Auswirkungen mit sich bringen.
Jedoch muss stets gut gefiltert werden, ob es sich bei den jeweiligen Informationen um Korrelationen oder Kausalitäten handelt. Insbesondere bei der Studienanalyse sollte ein besonderes Augenmerk auf Korrelation und Kausalität gelegt werden.
Vor allem im wilden Dschungel der Beobachtungsstudien werden häufig wichtige Einflussfaktoren außer Acht gelassen, sodass die Studien nicht zu 100 % der Wahrheit entsprechen…
Deshalb beziehe ich mich auch so gerne auf Meta-Analysen und systematische Auswertungen (insofern sie vorhanden sind), welche mehrere Studien objektiv vergleichen und aus dem Vergleich ein fundiertes Ergebnis schließen.
Aufgrund der Übereinstimmung kann dementsprechend von einer vertrauensvollen Quelle gesprochen werden.
Nun denn…
Behalte dies bitte in Zukunft, wenn du über ein bestimmtes Thema nachdenkst oder argumentierst, denn wir alle liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach falsch…
P.S.:
Kleiner Tipp von mir … eine ”Netflix-Doku” mit hochwertigem Produktionsaufwand und viel Budget enthält in der Regel sehr wenig bis gar keine Kausalitäten und sollte in der Regel nicht als Anlass genommen werden, sein eigenen Leben drastisch zu ändern… ;)
Welche Korrelationen (oder Kausalitäten) haben Dein besonderes Interesse geweckt? Lass es mich in den Kommentaren wissen!
Nachweise
- www.nhlbi.nih.gov/health/educational/wecan/healthy-weight-basics/balance.htm
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29466592/
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/4820976/
- academic.oup.com/jn/article-abstract/36/6/813/4726402?redirectedFrom=fulltext
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25548184/
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25941850/
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25849747/
- www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23193004