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Turkesteron und Ecdysteron - Wie wirksam sind Ecdysteroide für den Muskelaufbau? (13 Studien)

Seien wir mal ehrlich. Den meisten Kraftsportlern, die das Stadium des Trainingsanfängers verlassen haben, erwischen sich zumindest hin und wieder bei dem Gedanken, dass die Fortschritte nicht schnell genug sind und dass es doch irgendetwas geben müsse, was dem Muskelaufbau neuen Aufwind verleiht. Allerdings ist die Einnahme von klassischen Steroiden mit erheblichen gesundheitlichen Risiko verbunden und deren Besitz ebenso strafbar. Doch wie sieht es mit natürlichen Pflanzensteroiden, wie Turkesteron oder Ecdysteron aus?

Der Hype um Ecdysteron und Turkesteron hat in den vergangenen Jahren wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Bekannt sind die beiden Substanzen in der Wissenschaft jedoch schon einige Jahrzehnte. 

Besonders Ecdysteron wurde bereits in den frühen 2000er Jahren als Nahrungsergänzungsmittel angeboten, allerdings mit großen Schwankungen in seiner Beliebtheit.

Die Diskussion um Turkesteron jedoch, ist erst vor kurzer Zeit entfacht und scheint aus den Vereinigten Staaten nun auch zu uns herüber zu schwappen.

Was genau dahinter steckt und ob diese beiden Stoffe Deinen Muskelaufbau auf ein neues Level bringen, verrate ich Dir in diesem Artikel!

Was ist Turkesteron, was ist Ecdysteron?

Turkesteron und Ecdysteron sind die beiden wohl bekanntesten Vertreter der Klasse der Ecdysteroide. Zum aktuellen Zeitpunkt sind mehr als 500 dieser Phytohormone bekannt. 1

Bei Ecdysteroiden handelt es sich um Stoffe, die primär von Insektenlarven und Raupen hergestellt werden und eine ähnliche Struktur wie die menschlichen Steroidhormone, beispielsweise Testosteron, aufweisen. 1

Das Wort “Ecdysteroid” leitet sich aus der lateinischen Bezeichnung “Ecdysis” für Häutung und “Steroid” für Steroidhormon ab. Es handelt sich dabei also um Hormone, die bei Insekten die Häutung einleiten.

Ecdysteroide, wie Ecdysteron und Turkesteron, werden jedoch auch von Pflanzen und bestimmten Pilzen hergestellt. Sie werden dann als “Phytoecdysteroide” bezeichnet. 1  

Sie dienen den Pflanzen als natürliches Abwehrmittel gegenüber den Fressfeinden, da sie ihren Stoffwechsel durcheinander bringen und zur frühzeitigen Häutung führen1

Warum sind Ecdysteroide aktuell so beliebt?

Im Jahre 1954 gelang es den deutschen Wissenschaftlern Adolf Butenandt und Peter Karlson das erste Mal ein Ecdysteroid zu isolieren. Man gewann es aus der Raupe des Seidenspinner-Schmetterlings und nannte es Ecdyson. 2

In den folgenden Jahren entdeckte man weitere Ecdysteroide und begann zu verstehen, wie sie im Körper der Insekten gebildet werden. 1

Die ersten Studien, in denen man diese Stoffe auf ihre Wirkung bei anderen Tieren untersuchte, begannen in den 60er und 70er Jahren an Zellen von Mäusen. 

Im Jahre 1978 erschien die erste Studie, in der Turkesteron auf Leberzellen von Mäusen aufgetragen wurde. Bei diesem Paper handelt es sich um ein Manuskript in russischer Sprache, von dem heute nur noch der Abstract, also eine kurze Zusammenfassung auffindbar ist. 3

Dieser Abstract besagt, dass Leberzellen im Reagenzglas sowie im lebenden Tier entweder mit Turkesteron oder dem anabolen Steroid Nerobole behandelt wurden und beide Stoffe die Proteinsynthese in den Leberzellen anregte. 3

Bei Nerobole handelt es sich um die alte sowjetische Bezeichnung für das Testosteronderivat Metandienon, besser bekannt als Dianabol.

Eine gesteigerte Proteinsynthese, vergleichbar mit Dianabol und das durch einen völlig natürlichen Stoff? Das dürfte wie Musik in den Ohren vieler Bodybuilder klingen.

Wenn Du jedoch genau gelesen hast, dann hast Du festgestellt, dass es sich hierbei um die Proteinsynthese in der Leber der Tiere, nicht der Muskeln, handelt. Eine größere Leber möchte wahrscheinlich niemand von uns.

In den folgenden 20 Jahren wurden dann weitere Studien an Insekten, Nagetieren und Vögeln durchgeführt. Allerdings sind diese ebenfalls zum Teil nicht mehr im Volltext auffindbar oder weisen ein recht minderwertiges Studiendesign auf. 1456

Basierend auf diesen Studien begannen jedoch einige Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Anfang der 2000er Jahre damit, Ecdysteroide zu verkaufen und als regelrechten “Gamechanger” für den Muskelaufbau zu vermarkten.

Vor allem Beta-Ecdysteron, meist extrahiert aus Spinatextrakt gewonnen, wurde in den Supplements für den Muskelaufbau eingesetzt.

Die erste Humanstudie folgte entsprechend im Jahre 2006. Das Forscherteam, dem unter anderem Bill Campbell und Richard Kreider angehörten, teilten 45 erfahrene Kraftsportler in 4 Gruppen ein, die alle ein unterschiedliches Produkt erhielten: 7

  • 200 mg 20-Hydroxyecdysone (ein Ecdysteroid)
  • 800 mg Methoxyisoflavone (ein Isoflavon aus Soja)
  • 1000 mg Sulfo-Polysaccharide (ein angeblicher Myostatin-Hemmer)
  • Placebo

Man ließ die jungen Männer 8 Wochen lang ein Krafttraining befolgen und ermittelte anschließend ihre Körperzusammensetzung, die Kraft, die Ausdauer, die anaerobe Kapazität sowie einige Blutwerte. 7

Wie man sehen kann, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Wenn man einen Trend ablesen wollen würde, dann hätte die Placebo-Gruppe sogar die meiste fettfreie Körpermasse aufgebaut und die Ecysteroid-Gruppe am wenigsten.

Die Körperkomposition wurde mittels der sehr verlässlichen Methode der Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) gemessen. Diese gilt als eine der genauesten Messmethoden der Körperzusammensetzung. Warum das wichtig ist, wirst Du später noch erfahren.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Gruppen so gering und die Standardabweichungen zu hoch, dass dabei die statistische Signifikanz meilenweit verfehlt wurde. 7

Laut diesen Daten fördert Ecdyson den Muskelaufbau also nicht besser als ein Placebo. Trotzdem wurde sein Verwandter Beta-Ecdysteron weiterhin von verkauft. Die Beliebtheit hielt sich jedoch in Grenzen.

Das änderte sich im Jahre 2019 dramatisch als eine Studie der Freien Universität Berlin veröffentlicht wurde, die Beta-Ecdysteron genauer unter die Lupe genommen hat.

Genau genommen wurde diese Studie von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Auftrag gegeben und finanziert, um herauszufinden, ob Ecdysteron einen unlauteren Wettbewerbsvorteil im Sinne von Doping bewirkt. 8

Die Forscher rund um Eduard Isenmann rekrutierten 46 junge Männer, ohne vorherige Trainingserfahrung und teilten sie über ein 10-wöchiges Trainingsprogramm hinweg in 4 Gruppen ein: 

  • Ec1: (2 Kapseln Beta-Ecdysteron pro Tag + Krafttraining)
  • Ec2: (8 Kapseln Beta-Ecdysteron pro Tag + Krafttraining)
  • PL: (0 Kapseln Beta-Ecdysteron pro Tag + Krafttraining)
  • CO: (2 Kapseln Beta-Ecdysteron pro Tag kein Krafttraining)

Die Kapseln stammten dabei von einer herkömmlichen Marke, die auch auf dem deutschen Markt präsent ist und in den Jahren zuvor bereits Beta-Ecdysteron verkauft hat. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie, war das Produkt jedoch nicht mehr aus dem Markt.

Laut Etikett sollte jede Kapsel 100 mg Ecdysteron aus Spinat-Extrakt sowie 100 mg der Aminosäure Leucin enthalten. Vor- sowie nach den 10 Wochen wurden die Körperzusammensetzung sowie die Kraft der Probanden gemessen.

Den Ergebnissen zufolge hat die Gruppe, welche 2 Kapseln Beta-Ecdysteron pro Tag bekam, innerhalb von 10 Wochen durchschnittlich 1,58 kg Muskelmasse aufgebaut und die Gruppe, welche 8 Kapseln des gleichen Supplements erhielt, 2,03 kg im Durchschnitt.

Die Gruppe, welche jedoch nur ein Placebo verabreicht bekam, aber trotzdem trainierte, soll im Durchschnitt sogar 0,35 kg Muskelmasse abgebaut haben. Klingt nach einem klaren Fall für Beta-Ecdysteron, oder nicht?

Zumindest schlussfolgerten das selbst die Wissenschaftler und empfahlen daraufhin ihren Auftraggebern, dass Beta-Ecdysteron auf die Dopingliste der WADA aufgenommen werden sollte.

Ich komme später nochmal auf diese Studie zurück und werde bewerten, was sie uns wirklich darüber aussagt, ob Ecdysteron für den Muskelaufbau effektiv ist.

Allerdings markierte diese Studie einen wichtigen Punkt, der den Hype um die Ecdysteroide neu entfachte. Plötzlich brachten einige Hersteller neue Produkte mit Beta-Ecdysteron auf den Markt und auch das Produkt aus der Studie wurde neu veröffentlicht.

Kommen wir nun zu Turkesteron, welches aktuell in den USA stark gehyped wird und so langsam auch zu uns herüber schwappt. 

“The Joe Rogan Experience” gilt als der am meisten gehörte Podcast der Welt. Dabei lädt der Moderator Joe Rogan regelmäßig verschiedene Gäste ein, um mit ihnen über die unterschiedlichsten Themen zu reden. 

Am 14. Juli 2021 wurde eine Folge veröffentlicht, in der der Neurowissenschaftler und ebenfalls Podcaster Andrew Huberman zu Gast war. Unter anderem sprach er dabei über Turkesteron und sagte übersetzt:

“Es gibt unglaubliche Pflanzenstoffe auf dieser Welt. Da ist dieses Zeug, was gerade im Internet durch die Decke geht. Ich habe es nie probiert, aber es heißt Turkesteron. Für meinen Podcast habe ich eine Folge über Hormone aufgenommen und bin dafür tief in die Literatur eingetaucht. Dabei habe ich herausgefunden, dass Turkesteron im Vergleich zu Deca [anaboles Steroid] oder einem anderen Testosteronderivat auf die gleiche Weise wirkt.”

Aufgrund der schieren Reichweite des Podcasts verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer und plötzlich wollte jeder 16-jährige Fitnesssportler Turkesteron kaufen. So begann der Hype, der auch dafür sorgte, dass ich diesen Artikel für Dich schreibe.

Doch was ist wirklich dran an dem ganzen Hype um Turkesteron und Ecdysteron? Lohnt es sich wirklich für den Muskelaufbau?

Wie effektiv ist Ecdysteron für den Muskelaufbau?

Die bisher einzige Humanstudie, die direkt zu Ecdysteron durchgeführt wurde, war die oben zitierte Arbeit der FU Berlin, welche von der WADA finanziert wurde und deren Ergebnisse auf einen starken anabolen Effekt gegenüber dem Placebo hindeuten. 8

Im Rahmen dieser Studie führten die Forscher eine Laboranalyse des Produktes durch und stellten dabei fest, dass eine Kapsel des Produktes lediglich 6 statt 100 mg Beta-Ecdysteron enthielt. Zeitgleich konnte keine Verunreinigung mit Anabolika festgestellt werden. 8

Bedeutet das sogar, dass das Ecdysteroid noch potenter ist, als man bis dato für möglich gehalten hat? Wahrscheinlich eher nicht, denn die Studie ist mit ein paar methodischen Mängeln behaftet.

Was uns vor allem stutzig machen sollte ist, dass die Probanden in der Placebo-Gruppe im Durchschnitt über die 10 Wochen des Trainingsprogramms den Messungen zufolge nicht ein Gramm Muskulatur aufgebaut haben. 8

Stattdessen verloren sie sogar 0,35 kg Muskelmasse und das, obwohl sie ihre Kraft signifikant steigern konnten und genau wie die anderen Gruppen auch, an Körpergewicht zugenommen haben. 8

Es klingt auch wissenschaftlich gesehen ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Trainingsanfänger, der über 10 Wochen hinweg seine Leistung in der Kniebeuge um fast 17 kg steigert, Muskelmasse abbaut und gleichzeitig Körperfett zunimmt.

Aber wie kann das sein? Nun, zur Beurteilung der Körperzusammensetzung, nutzten die Forscher eine Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Diese Methode wird auch in Fitnessstudios oder Arztpraxen verwendet, um die Körperkomposition zu messen.

Auch in der Facebook-Gruppe der Leser unserer Fitness Fibel posten die Leute häufig ihre Ergebnisse einer solchen Messung. Beispielsweise unter dem Markennamen “InBody”. Allerdings sind diese Messungen vergleichsweise ungenau.

Dabei wird ein geringer Strom durch den Körper hindurch geleitet und der Widerstand gemessen. Da Fett und Muskelmasse den Strom unterschiedlich stark leiten, kann eine grobe Abschätzung über die Anteile beider Gewebearten gemacht werden.

Studien zeigen allerdings, dass diese Methode sowohl bei Übergewichtigen, als auch bei Athleten sehr ungenau ist. 910

Entsprechend kann die Wahl dieser Messmethode auch die Ergebnisse einer Studie deutlich verfälschen, beziehungsweise manipuliert werden, indem man die Probanden unter verschiedenen Umständen analysiert. 

Immerhin wurde die Untersuchung von der WADA finanziert, um herauszufinden, ob Ecdysteron auf die Dopingliste der WADA aufgenommen werden soll. Demnach ist auch eine bewusste Manipulation nicht auszuschließen.

Eine deutlich genauere Messmethode wäre die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) gewesen. Diese ist zwar etwas teurer und damit seltener, doch sollte man annehmen, dass ein Institut, wie die FU Berlin über entsprechende Gerätschaften verfügt.

Wenn Du Dich erinnerst, diese Methode wurde in der weiter oben zitierten ersten Humanstudie zu Ecdysteroiden verwendet, wobei man keinen Unterschied zum Placebo feststellen konnte. 7

Weiterhin haben die beiden Ecdysteron-Gruppen in dieser Studie über 10 Wochen hinweg laut der BIA-Messung durchschnittlich etwa 1,6 und 2 kg Muskelmasse aufgebaut. Dabei handelte es sich, wie gesagt, um zuvor untrainierte Probanden.

2 kg innerhalb von 10 Wochen ist sicherlich ein guter Wert. Allerdings ist es absolut kein ungewöhnlicher Wert für Trainingsanfänger, die selbst ohne Hilfsmittel versuchen Muskelmasse aufzubauen. 

Das beweisen auch die zahlreichen Teilnehmer unserer 90-Tages-Challenge wieder und wieder. Das glaubst Du nicht? Unter diesem Link kannst Du Dir selbst ein Bild davon machen.

Die Erfolge, die Ecdysteron in Studie der FU Berlin auf den ersten Blick erbracht hat, sollten also kritisch betrachtet werden und sind für mich kein Argument, welches für den Einsatz von Ecdysteron spricht.

Wie effektiv ist Turkesteron für den Muskelaufbau?

Turkesteron ist eines der vielen Ecdysteroide, die in einer Pflanze namens Ajuga turkestanica vorkommt, welche mit der uns bekannten Minze verwandt ist.  1  

Festzuhalten ist zunächst einmal, dass es bis heute keine einzige Studie gibt, in der Turkesteron an Menschen verabreicht wurde. Jegliche Evidenz, die wir haben, stammt also aus Zellkulturen oder Tierversuchen.

Vielleicht ist Dir beim Lesen des Zitats von Andrew Huberman etwas aufgefallen. Er sagte:

Für meinen Podcast habe ich eine Folge über Hormone aufgenommen und bin dafür tief in die Literatur eingetaucht. Dabei habe ich herausgefunden, dass Turkesteron im Vergleich zu Deca [anaboles Steroid] oder einem anderen Testosteronderivat auf die gleiche Weise wirkt.” 

Möglicherweise ist Dir dabei schon die von mir zuvor zitierte Studie in den Sinn gekommen, die er damit gemeint haben könnte. 

Ich schrieb weiter oben, dass diese Studie Turkesteron und das anabole Steroid Dianabol anhand von Mäusen verglich und sich dabei eine erhöhte Proteinsynthese in der Leber feststellte. 3

Weiterhin schrieb ich dazu, dass von dieser Studie aus dem Jahre 1978 nur noch der Abstract zu finden ist und man daher die genaue Methodik nicht mehr nachvollziehen kann. 

Da in diesem Abstract die alte sowjetische Bezeichnung “Nerobole” für Dianabol, auch bekannt als Metandienon, verwendet wurde, erklärt sich Hubermans Unsicherheit, um welches Testosteronderivat es sich genau handelte.

Wie ich weiter oben aber bereits schrieb, wurde laut dem Abstract lediglich die Proteinsynthese in der Leber untersucht, nicht aber die in den Muskelzellen. Daher können wir auf dieser Grundlage keine Aussage über die Wirksamkeit für den Muskelaufbau treffen.

Zusätzlich dazu zeigte eine Studie mit dem verwandten Ecdysteroid 20-Hydroxy-Ecdyson, dass die Einnahme den anabolen Effekt der Aminosäure Leucin hemmt, welche als der stärkste nahrungsbedingte Aktivator der Muskelproteinsynthese gilt. 11

Ecdysteron und Turkesteron: Nebenwirkungen

Allgemein zur Wirksamkeit von Ecdysteroiden lässt sich sagen, dass Untersuchungen darauf hindeuten, dass ihre chemische Struktur der Struktur menschlicher Steroidhormone nicht ähnlich genug ist, um an die entsprechenden Rezeptoren zu binden. 12

Sollte dies der Fall sein, müssten Ecdysteroide genau wie andere anabole Steroide, die zu medizinischen Zwecken entwickelt und häufig von Sportlern missbraucht werden, chemisch so modifiziert werden, dass sie bei oraler Einnahme überhaupt bioverfügbar sind.

Herkömmliche orale Steroide werden durch die sogenannte 17-Alpha-Alkalyierung, so modifiziert werden, dass sie nicht sofort von der Leber abgebaut werden können und somit überhaupt erst in den Muskelzellen wirken. Das ist bei Ecdysteroide nicht der Fall.

Doch angenommen es wäre so und die Ecdysteroide würden wirken, wie beispielsweise Dianabol. Dann wären auch die Nebenwirkungen ähnlich. Dazu gehören unter anderem: 13

  • Vermännlichungs-Erscheinungen bei Frauen

  • Ölige Haut und Akne

  • Verstärktes Körperhaarwachstum

  • Ausfall des Kopfhaares bei Männern

  • Wachstum des Brustdrüsengewebes (Gynäkomastie) bei Männern

  • Wassereinlagerungen

  • Erhöhte Leberwerte bis hin zu Schädigungen der Leber

  • Erhöhter Blutdruck und erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Selbst wenn die Einnahme von Ecdysteroiden, wie Turkesteron und Ecdysteron wirksam wären, würden sie auch zu erheblichen Nebenwirkungen führen.

Fazit Turkesteron und Ecdysteron

Kommen wir abschließend wie immer zu unserem stichpunktartigen Fazit:

  • Turkesteron und Ecdysteron sind 2 von über 500 Vertretern der Ecdysteroide

  • Dabei handelt es sich um Insekten-Hormone, welche die Häutung einleiten

  • Viele Pflanzen und Pilze produzieren sie als Abwehrstoffe gegenüber Insekten

  • Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu menschlichen Steroidhormonen, wurden sie in der Vergangenheit für den Muskelaufbau vermarktet

  • Die wenigen Studien am Menschen, zeigten entweder keinen Effekt oder wiesen eine geringe Studienqualität und methodische Fehler auf

  • Der aktuelle Hype basiert auf einer zweifelhaften Studien aus dem Jahre 2019 und einer einzelnen Aussage in einem Podcast aus dem Jahre 2021

  • Wären Ecdysteron und Turkesteron wirksam, hätten sie ähnliche Nebenwirkung wie verbotene anabole Steroide

Auf Grundlage aller verfügbaren Daten ist die Einnahme von Ecdysteroiden daher zum aktuellen Zeitpunkt keinesfalls zu empfehlen.

Was denkst Du über dieses Thema? Lass es mich in den Kommentaren wissen!

Wissenschaftliche Nachweise

  1. Lafont, René, Christine Balducci, and Laurence Dinan. "Ecdysteroids." Encyclopedia 1.4 (2021): 1267-1302.
  2. Butenandt, Adolf, and Peter Karlson. "Über die isolierung eines metamorphose-hormons der insekten in kristallisierter form." Zeitschrift für Naturforschung B 9.6 (1954): 389-391.
  3. Syrov, V. N., A. G. Kurmukov, and A. D. Sakhibov. "Effect of turkesterone and nerobol on the activity of the protein synthesizing system of mouse liver." Voprosy meditsinskoi khimii 24.4 (1978): 456-460.
  4. lama K, Koudela K, Tenora J, Mathova A. Insect hormones in vertebrates: anabolic effects of 20-hydroxyecdysone in japanese quail. Experientia. 1996;52(7):702–6.
  5. Syrov VN. Mechanism of the anabolic action of phytoecdisteroids in mammals. Nauchnye Doki Vyss Shkoly Biol Nauki. 1984;11:16–20.
  6. Slama K, Kodkoua M. Insect hormones and bioanalogues: their effect on respiratory metabolism in dermestes vulpinus l. (coleoptera). Biol Bull. 1975;148(2):320–32.
  7. Wilborn CD, Taylor LW, Campbell BI, Kerksick C, Rasmussen CJ, Greenwood M, Kreider RB. Effects of methoxyisoflavone, ecdysterone, and sulfo-polysaccharide supplementation on training adaptations in resistance-trained males. J Int Soc Sports Nutr. 2006;3:19–27.
  8. Isenmann, Eduard, et al. "Ecdysteroids as non-conventional anabolic agent: performance enhancement by ecdysterone supplementation in humans." Archives of toxicology 93.7 (2019): 1807-1816.
  9. Hicks, Courtenay S., et al. „A comparison of body composition across two phases of the menstrual cycle utilizing dual-energy X-Ray absorptiometry, air displacement plethysmography, and bioelectrical impedance analysis.“ International journal of exercise science 10.8 (2017): 1235.
  10. Ritz, P., et al. „Comparison of different methods to assess body composition of weight loss in obese and diabetic patients.“ Diabetes research and clinical practice 77.3 (2007): 405-411.
  11. Anthony, Tracy G., et al. "Evaluating the effect of 20-hydroxyecdysone (20HE) on mechanistic target of rapamycin complex 1 (mTORC1) signaling in the skeletal muscle and liver of rats." Applied physiology, nutrition, and metabolism 40.12 (2015): 1324-1328.
  12. Báthori, Mária, et al. "Phytoecdysteroids and anabolic-androgenic steroids-structure and effects on humans." Current medicinal chemistry 15.1 (2008): 75-91.
  13. Llewellyn, William. Anabolics. Molecular Nutrition LLC, 2011.

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Über den Autor

Quantum Leap Fitness
M.Sc. Ernährungswissenschaften

Simon Goedecke

M.Sc. Ernährungswissenschaften

Als studierter Ökotrophologe, Ernährungswissenschaftler und Produktentwickler bei Quantum Leap Fitness sowie eigener Trainingserfahrung seit 2010, möchte ich mit meinen Beiträgen die Essenz aus Wissenschaft und langjähriger gelebter Praxis vermitteln.
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